Familienstellen im Überblick

...wenn das Fremde überfordert...

Wie jeder weiß sind wir alle durch unser familiäres Umfeld, durch Menschen und Gegebenheiten, geprägt. Viele dieser Prägungen werden von uns gesehen und verstanden, andere wiederum finden unbewusst statt, sind in tieferen Schichten verborgen. Beide Varianten tun uns sehr oft nicht gut, belasten und überfordern uns.

Diese Überforderung kann eine ganze Reihe von körperlichen und seelischen Problemen verursachen. Wir versuchen natürlich diese Probleme zu lösen, da wir aber keinen Zugang zu deren Ursprung haben, treten wir auf der Stelle. Mithilfe des Familienstellens ist es möglich, diese nicht gesehenen Ursachen und Hintergründe zu finden und aufzulösen.

Hierfür wird im Vorgespräch ein Anliegen formuliert und dieses wird durch die Teilnehmer der Aufstellung, sogenannte Stellvertreter, konkret im Raum aufgestellt.

Auch wenn viele Anliegen auf den ersten Blick scheinbar nichts mit unserer Familie zu tun haben, so liegen die Hintergründe in den meisten Fällen irgendwo in unserem Familiensystem zugrunde, machmal klar sichtbar, manchmal versteckt. Die reine Bewusstmachung dieser Hintergründe ist oft schon ein großer Schritt zur Lösung des Anliegens. Denn was wir verstehen, können wir auch verarbeiten und loslassen. Wie ein Klient von mir neulich gesagt hat: "Ich will eine Erklärung!"

Ein wichtiger Aspekt neben dieser Bewusstmachung ist das tiefe Erleben unseres Selbst: es ist OK so zu sein wie wir sind, es ist in Ordnung so zu fühlen. Wir dürfen dies (nun endlich) ausdrücken - und können auf diese Weise unsere Verletzungen heilen.

 

Was passiert bei einer Aufstellung?

Konkret und stark vereinfacht bedeutet dies: der Klient kommt mit einem Anliegen zu mir. Es gibt ein Vorgespräch. Gemäss dieses Anliegens und dessen, was wir besprochen haben, stellen wir das Anliegen auf. Beispielsweise: wenn der Klient ein Problem mit seiner Mutter hat, dann wählt er zwei Stellvertreter aus den Teilnehmern aus, in diesem Fall für sich und seine Mutter, und stellt (führt) sie nach Intuition in den Raum. Ich schaue was sich in dieser Begegnung (oder auch Nicht-Begegnung) zeigt und versuche Schritt für Schritt eine konstruktive Lösung zu finden.

Das ist nicht ganz so einfach wie es klingt und es gibt einiges dabei zu beachten. Vorallem weil der Klient und auch die Stellvertreter eventuell mit Themen und Gefühlen konfrontiert werden, die sie beispielsweise bislang nicht angeschaut haben und nicht verändern wollen oder können. Dies sind ganz natürliche Widerstände mit denen wir dann arbeiten. Keine Angst!
Wenn wir uns trauen hinzuschauen, geht es uns danach längerfristig besser, weil sich etwas bewegen und lösen darf. Und niemand wird gezwungen etwas zu konfrontieren zu dem er (noch) nicht bereit ist. Manch ein Problem kann nur in Etappen gelöst werden, in kleinen Schritten - und doch bewegt sich auch da jedes Mal was.

 

Wofür ist Familienstellen gut?

Probleme und Anliegen aller Art, bei denen wir nicht weiterkommen. Insbesondere, wenn die Probleme entgegen aller Bemühungen hartnäckig sind, immer wiederkehren und nicht lösbar erscheinen. Auch wenn wir das Gefühl haben fremdbestimmt zu sein, hilflos ausgeliefert, kann das Familienstellen helfen. Selten kommt jemand zu einer Aufstellung, der nicht vorher schon alles Mögliche versucht hat. Sei es, dass man ständig in Beziehungen scheitert, auch mit 40 immer noch nicht mit seinen Eltern klarkommt, dass man sich grundlos schuldig oder wütend fühlt, chronisch erfolglos ist. "Was stimmt nur nicht mit mir?" bzw. "Immer wieder dasselbe Problem, nur in anderem Kontext", "Ich dreh mich im Kreis, egal was ich tue". Auch "komische" Symptome (z.B. Ticks, Pseudoallergien) können in einer Aufstellung durchleuchtet werden, ein neuer Aspekt oder der Hintergrund der Symptome kann sichtbar gemacht werden.

 

Selbstverantwortung des Klienten

Da ich weder Arzt noch Heilpraktiker bin erwarte ich, dass jegliche psychische und körperliche Symptome vorher fachlich abgeklärt wurden. Ich gehe sehr verantwortungsvoll mit allen Problemen und Krankheiten um, bin da und höre zu, stelle aber weder Diagnosen, noch kann oder darf ich Heilen. Die Aufstellungsarbeit ersetzt daher auch keine Psychotherapie, kann sie jedoch unterstützen, indem sie Erklärungen und weitere Perspektiven liefert, Hilfestellungen und Hintergründe aufzeigt. Wenn sich tief im Inneren was bewegt, bewegt sich auch was im Aussen! In erster Linie verstehe ich die Methode als Selbsterfahrung, eine tiefe Selbsterkenntnis, die es ermöglicht Dinge in Bewegung zu versetzen.

 

Was passiert danach?

Es braucht Zeit, das Erfahrene zu verdauen. Man kann im Voraus nie wissen, was sich zeigt, genausowenig kann man wissen, wie es dem Klienten danach geht. In aller Regel ist der Klient erleichtert, weil das Anliegen besser verstanden wird bzw. sich immer irgendetwas bewegt und verändert. Auch der Zeitrahmen, wie lange so etwas dauert bis es wirkt, ist komplett unterschiedlich.

Und keine Sorge, ich lasse niemanden alleine, gerade wenn Gefühle hochkommen stehe ich immer zur Verfügung für ein Nachgespräch. Oft gibt es auch Erklärungsbedarf. Ich ermuntere generell sich bei mir zu melden, ich will ja auch wissen, wie es meinen Klienten geht, welche Auswirkungen die Erfahrung hatte.

 

Werde ich mit der Methode klarkommen?

Meine Vorgehensweise ist nicht dogmatisch, ich versuche immer mit meinem Klienten und seinem Anliegen in Kontakt zu bleiben. Niemand wird gezwungen etwas zu sagen, was er nicht empfindet. Und niemand, dem ein Unrecht geschehen ist muss sich bei mir vor seinem Peiniger verbeugen.
Ich versuche so achtsam wie möglich und so behutsam wie nötig auf die Bedürfnisse meiner Klienten einzugehen. Jedoch helfe ich nicht beim Wegschauen. Ich bin auf die Mithilfe meiner Klienten angewiesen, da sich sonst nichts wesentlich verändern kann.